Cuc Phuong Tagebuch

Affen in Vietnam, Berichte aus dem EPRC

Monat: März, 2013

Ostern in Cuc Phuong

In Vietnam wird Ostern normaler weise nicht weiter beachtet. Doch in Cuc Phuong im EPRC gibt es eine kleine Bastion von Osterhasen. Am Samstag bemalte die erweiterte Familie Nadler, was Liam und mich mit einschließt, Eier und versah sie mit Namen. Heute wurden sie während der Frühstückspause versteckt und alle Pfleger mussten nach ihrem Osterei suchen.

Zwei Delacour Languren finden zusammen

Bei den Delacour Languren gibt es eine positive Entwicklung. Schon vor einer ganzen Weile wurde versucht das junge Weibchen Jojo mit einem der einzelnen Männchen zu verpaaren. Doch mit keinem wollte es klappen. Sie hatte wohl doch noch nicht ganz das Alter erreicht, in dem sie für das andere Geschlecht interessant ist. Nun versuchten wir es wieder mit Fritz und sie harmonierten auf anhieb. Schön.

Am Nachmittag hatte Halbfuß ein Kleideraffenweibchen eine Totgeburt. Das Kind war viel zu groß und konnte deshalb nicht überleben. Normaler weise bringen die Tiere ihre Jungtiere Nachts zur Welt, wenn Ruhe herrscht. Deshalb hat man kaum die Möglichkeit einer Geburt zu erleben. Ausnahmen sind leider ein sicheres Zeichen dafür, das etwas nicht in Ordnung ist und der weibliche Körper die Geburt deshalb vorzeitig einleitet. Schade, nach den fünf Hatinh Languren-Kindern, wäre dies das erste Kleideraffen-Baby für dieses Jahr gewesen. Glücklicherweise geht es der Mutter gut.

Ein Hatinh Languren-Kind

Turtle Conservation Centre

Gegenüber vom EPRC liegt die Auffangstation für Schildkröten (Turtle Conservation Centre – TCC), über die ich heute berichten möchte. Liam und ich bekommen von Sarah eine ausführliche Führung. Nicht nur Affen sind in Vietnam stark bedroht sondern auch Schildkröten. Beide Tiergruppen landen leider immer noch viel zu häufig im Kochtopf. Das TCC bietet die Möglichkeit beschlagnahmte Schildkröten aufzunehmen und fortzupflanzen. Was bei vielen Arten gut gelingt. In der Auffangstation finden ungefähr 600 Schildkröten platz, 19 der 25 vietnamesischen Arten werden hier gehalten. Einige Schildkröten konnten schon wieder in die Natur entlassen werden. Mehr Informationen leider nur in Englisch und Vietnamesisch gibt es unter: http://www.asianturtleprogram.org/tcc-home-page.html.

Dornschildkröte (Cuora mouhotii)

Vietnamesische Blattschildkröte (Cyclemys pulchristriata)

Gelbkopfschildkröte (Indotestudo elongata)

Südostasiatische Scharnierschildkröte (Cuora amboinensis)

Das Glühwürmchen

Beim abendlichen Spaziergang durch die Auffangstation gab es die ersten Glühwürmchen zu sehen. Bei genauerer Betrachtung stellte sich dann heraus, das es sich um Glühraupen handelt. Diese sind überhaupt nicht nett. Man sollte es tunlichst unterlassen sie anzufassen, den sie sondern stark Hautreizende Stoffe ab.

Die Vögel

In den letzten Tagen lag ich flach. Ich habe wohl etwas falsches gegessen. Heute geht es mir ein wenig besser.

Kurz vor dem Mittag kommt Vinh mit drei kleinen Vögeln. Beim Bambusschneiden wurde ihr Nest zerstört. Natürlich sind die Mehlwürmer gerade aus. So bekommen sie ein paar kleine Fleischstückchen. Über die Mittagspause haben sich glücklicher Weise die Eltern eingefunden. Sie füttern die Kleinen auch in unserem Behelfsnest im Pappkarton, das wir mit Klopapier gepolstert haben. Bald verschwindet der erste Jungvogel. Auch ein Zweiter fliegt aus. Ich fange ihn sicherheitshalber wieder ein und setze ihn zurück. Doch lange wird es nicht dauern bis die Kleinen sich davon machen. Ich bin doch glücklich, das es so Problemlos verläuft.

Von Andreas erfahre ich das es sich um Gelbbrusttimalien(Macronous gularis) handelt.


Der Zahn

Schon vor ein paar Tagen brach einer meiner Backenzähne entzwei. Nun machte ich mich nach Hanoi auf um den Zahnarzt zu konsultieren. Früh am morgen ging es mit dem Bus in die Großstadt. Dort hatte ich noch ein wenig Zeit um zu shoppen und zu fotografieren, bevor ich um 14.00 Uhr meinen Termin hatte.

Ein beschlagnahmter Affe muss abgeholt werden

Die anderthalb Wochen seit Nadlers aus Thailand zurück kamen, vergingen wie im Flug. Viel Dinge waren zu besprechen und zu erledigen. Auch Uli, die Tierärztin war wieder einmal vor Ort. Am Mittwoch landete Liam in Hanoi und musste abgeholt werden. Liam hat im Howletts Wild Animal Park, einem englischen Zoo, als Tierpfleger viele Erfahrungen mit Languren gesammelt und wird nun für ein Jahr im EPRC arbeiten.

Am Donnerstag dann der Hammer. Morgens beim Frühstück klingelt wieder einmal Hiens Handy. Nach einem kurzen Gespräch verkündet sie, das ein Kleideraffe beschlagnahmt wurde. Wenn wir dem Tier helfen wollen, muss noch heute ein Auto entsendet werden. Für die heiklen Affen ist die richtige Ernährung überlebenswichtig und die kann nur von entsprechendem Personal gewährleistet werden.

Vinh, einer der Leitenden Tierpfleger des EPRC, wird den Affen abholen. Ich bekomme das Angebot ihn zu begleiten. Darüber bin ich hoch erfreut. Natürlich schlucke ich auch ein wenig als ich erfahre, das wir voraussichtlich zwei Tage unterwegs sein werden. Aber so ein Angebot bekomme ich nicht noch einmal. Bevor die ganze Sache starten kann, gilt es sicher zu stellen, das wir den Affen von den lokalen Behörden ausgehändigt bekommen, den die Aktion ist nicht billig. Alleine das Taxi einschließlich zweier Fahrer kostet über 500,-€. Vinh hat keinen Führerschein und ich komme auch nicht als Fahrer in Betracht. Mal davon abgesehen, das man hier nur mit vietnamesischen Führerschein Auto fahren darf, würde ich mir so eine Monstertour ohne intensive Erfahrungen mit den hiesigen Fahrgewohnheiten nicht zutrauen.

Bis halb drei steht nicht fest ob wir fahren. Dann gibt es grünes Licht. Halb sechs startet das Auto vom EPRC. Gestoppt wird nur um zu essen, auch Pinkelpausen sind drin. Ansonsten wir ununterbrochen gefahren. Wir müssen das Ziel möglichst schnell erreichen. Geschlafen wird während der Fahrt. Es sind fast 900km bis in die Berge von Tay Tra in Zentralvietnam zu bewältigen und das bei einer Reisgeschwindigkeit von um die 60 Stundenkilometern. Mehr lassen die Gegebenheiten nicht zu.

Am ersten Morgen geht die Sonne kurz vor Hue auf. Ein großer roter Feuerball steht am Himmel. Ich versuche aus dem fahrenden Auto einige Schnappschüsse zu ergattern.

Wir frühstücken in einem Fernfahrer-Restaurant, das schön an einer Meeresbucht liegt. Von diesen einfachen Restaurants gibt es unzählige entlang der Nationalstraße 1A. Vinh und die beiden Fahrer sind ein eingespieltes Team. Sie haben schon unzählige solche Touren hinter sich und kenne daher die Stellen, wo es das beste Essen zu günstigen Preise gibt.

Da die Straße durch d ie alte Kaiserstadt Hue führt, kann ich die Zitadelle sehen. Sie ist durch ihre Größe schon im vorbeifahren interessant. Andere Orte kann ich nur erahnen, da es gut ausgebaute Umgehungsstraßen gibt.

Ein guteRund eine Stunde hinter Hoi An biegen wir von der Nationalstraße 1A nach Westen ab. Nun geht es in die Berge. In einem kleinen Städtchen steigen Forstpolizisten zu. Noch einen Stunde folgen wir der kurvenreichen Strasse, bis wir das Ziel eine Forststation in der Kommune Tra Phong, im Distrikt Tay Tra, erreichen. Dort finden wir den Primaten, ein Grauschenkliger Kleideraffe (Pygathrix cinerea), in einem kleine Käfig vor. Anscheinend wurde er auch mit den Blättern der Süsskartoffel-Pflanze gefüttert. Begierig verschlingt er sie, während er unser mitgebrachtes Laub verschmäht. Das ist nicht die geeignetste Nahrung für diesen Blätterfresser, aber allemal besser als Bananen und eine gute Grundlage auf der wir aufbauen können. Zuerst müssen wir ihn aber von seinem Käfig in die mitgebrachte Transportbox bugsieren. Keine leichte Aufgabe den die Tür des Käfigs ist sehr klein. Danach erledigt Vinh den Papierkram. Und schon sind wir wieder auf der Piste.

Bald nach Erreichen der Nationalstrasse verschwindet die Sonne hinter den Bergen. Diese Nacht schlafe ich besser. Da der Affe nichts anderes nimmt, klaut Vinh am Morgen neues Süsskartoffel-Kraut von einem Feld. Später kauft er weiteres in einem Laden an der Straße.

Weitere Stunden vergehen bevor wir das EPRC erreichen. Gegen 12.00 Uhr ist es  endlich soweit. Zügig bringen wir den neuen Kleideraffen in seine zukünftige Unterkunft. Wie wird er reagieren wenn wir die Transportbox öffnen? Wird er genau so apathisch sein wie der letzte beschlagnahmte Kleideraffe im Januar? Das sind die Fragen, die mir durch den Kopf gehen. Fast bin ich überrascht, als der Affe sofort aus seiner Box springt.s Zeichen. Natürlich besteht er weiter auf sein Süsskartoffel-Kraut. Von anderen Blättern frisst er nur zaghaft. Gegen  halb vier Uhr biete ich ihm weiteres Laub an und bin überrascht, das er spontan nach einer bestimmten Sorte greift und die Blätter gierig vertilgt. Auf Nachfrage erfahre ich, das es sich um eine seltene Sorte handelt, aber im Laubberg findet sich noch ein wenig. Ein guter Start. Trotzdem werden die nächsten Tage schwierig werden.